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Der erhöhte Blutzucker und damit verbundene Störungen verursachen Prozesse, die unter anderem auch zu einer Schädigung der kleinen Blutgefäße in einer Reihe von Organen führt. Wie genau dieser Vorgang abläuft, ist nicht geklärt und Gegenstand wissenschaftlicher Studien.

Das Risiko der Folgeschäden ist dabei u. a. abhängig von der Dauer der Erkrankung, von Blutzucker und Blutdruck, von der familiären Neigung, von Einzelfaktoren wie Hormonumstellungen und Übergewicht. In den betroffenen Organen, wie Niere, den Nerven oder der Netzhaut des Auges führen die Änderungen an den Gefäßwänden von kleinen und kleinsten Blutgefäßen, die das Organ versorgen, zu Störungen der Durchblutung und der Funktion der Organe. So kommt es beispielsweise am Auge typischerweise zu solchen Durchblutungsstörungen der Netzhaut.

Die Veränderungen der kleinsten Gefäße verläuft in den verschiedenen Organen zwar ähnlich. Ausschließlich an der Netzhaut des Auges ist es aber so gut möglich, die Veränderungen mit dem Augenspiegel zu sehen und zu beurteilen.

Es kann zu Gefäßwandveränderungen mit Austritt von Blut oder Blutbestandteilen und so auch zu einer Schwellung der Netzhaut, einem sogenannten Ödem. Die Zunahme von Flüssigkeit im Gewebe schädigt die Zellen.

Manche Gefäße verschließen sich auch, was zu einer Minderversorgung führt. Der Körper reagiert mit Reparaturmechanismen, die den Schaden oft aber nicht beheben, sondern auch verschlimmern können. Neue, abnorme Gefäße beginnen zu wachsen, doch diese tragen zu keiner Besserung der Durchblutungssituation bei, sondern verschlechtern die Gesamtsituation, weil sie z. B. bluten können. An der Bildung solcher krankhaften neuen Gefäße bei der diabetischen Netzhauterkrankung (diabetische Retinopathie) und bei der Entstehung von Ödemen der Netzhaut ist die Freisetzung bestimmter Wachstumsfaktoren (z.B. VEGF) beteiligt. Diese Tatsache macht man sich mittlerweile für die Therapie der diabetischen Retinopathie zunutze, indem z. B. Antikörper gegen diese Faktoren gezielt im Auge gegen diese Folgeschäden eingesetzt werden (siehe auch Abschnitt Diabetische Retinopathie – Therapie.)

Folgeerkrankungen im Überblick


Herz Störungen der Durchblutung können die Funktion vieler Organe bedrohen. So erhöhen diabetesbedingte Perfusionsstörungen (Perfusion = Durchblutung) des Herzmuskels die Gefahr eines Herzinfarktes für den Menschen mit Diabetes mellitus, im Gehirn tragen diese Veränderungen zu der hohen Rate von Schlaganfällen unter den Patienten bei.
Nerven  
Sehr klein sind jene Blutgefäße, die die Nerven versorgen. Zwar liegt der diabetischen Polyneuropathie in erster Linie eine Schädigung von Nervenfasern zugrunde, aber auch die kleinen Blutgefäße können Schaden leiden und die Symptome verstärken. Für den Patienten kann sich diese Komplikation als schmerzhafte oder als Nervenschädigung mit Taubheitsgefühl äußern. Im ersten Fall tritt - vor allem nachts - ein kribbelnder, stechender oder auch schneidender Schmerz meist in den Extremitäten auf, im zweiten Fall sind die Beine zunehmend gefühllos. Eine solche Nervenschädigung ist es auch, die bei diabetischen Männern in überdurchschnittlich häufigem Ausmaß zur Impotenz führt.
Niere

Ein weiterer Ort der Schädigung ist die Niere. Es kommt zur sogenannten diabetischen Nephropathie. Die Nieren können durch die diabetische Schädigung der kleinen Gefäße ihrer Funktion, der "Blutwäsche", nicht mehr effizient nachkommen, weshalb, jedes Jahr mehr als 2000 Menschen mit Diabetes von einer regelmäßigen Dialysebehandlung abhängig (dialysepflichtig) werden.

Fuß An den unteren Extremitäten können nicht nur die kleinen, sondern auch die größeren Blutgefäße krankhafte Veränderungen aufweisen und schließlich über die daraus resultierende Minderdurchblutung zu einer schweren Gewebsschädigung (Nekrose) führen. Beim sogenannten diabetischen Fuß sind derartige fortgeschrittene Durchblutungsstörungen kombiniert mit der Störung der sensiblen Nerven, was die in letzter Konsequenz zu den gefürchteten Amputationen bei Menschen mit Diabetes führen kann. 


Auge

Nirgendwo sonst im menschlichen Körper kann der Arzt ohne operativen Eingriff einen direkten Blick auf Arterien und Venen in Funktion werfen, wie bei der Beobachtung des Augenhintergrundes. Das Ausmaß der diabetischen Netzhautveränderungen (diabetische Retinopathie) ist nicht nur für die Prognose und Therapie der Augenerkrankung wichtig, sondern lässt auch Rückschlüsse auf die Risiken für Diabetes-Folgeerkrankungen an anderen Organen zu. Daher ist das Ergebnis der augenärztlichen Untersuchung auch für die allgemeine Behandlung und für die Planung möglicher Zusatzuntersuchungen durch den Hausarzt bzw. Diabetologen wichtig.